Musikalische Grundkenntnisse

Musikalische Grundkenntnisse

Auf dieser Seite werden einige für das Bandoneonspiel wichtige Grundlagen erläutert. Diese sind recht kurz gefasst und ersetzen mit Sicherheit keine entsprechende Fachliteratur. Dennoch sollten sie das grundlegende Verständnis für das Bandoneon-Spiel mit Noten verbessern können.

Noten

Jedem Ton auf dem Instrument wird eine Note zugeordnet, die im Notensystem dargestellt werden kann. In der Regel verwendet man für das Bandoneon ein Notensystem mit zwei Linienblöcken (zu jeweils 5 Linien). Im oberen Bereich steht der Violinschlüssel als Symbol davor, im unteren Bereich der Bassschlüssel (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Notensystem mit Violin- und Bassschlüssel

Zwischen den Linienblöcken liegt noch eine Hilfslinie (also eine kleine zusätzliche Linie, auf der oder über bzw. unter der eine Note eingezeichnet ist).

Manchmal werden dazwischen auch noch mehrere Hilfslinien eingezeichnet, aber diese entsprechen eigentlich schon wieder den normalen Linien des oberen Systems bzw. unteren Systems.

Die Note auf dieser Hilfslinie ist der Ton C, genauer gesagt, der Ton c1. Da sich die Töne immer wiederholen, aber sich dann jeweils in einer anderen Oktave befinden, unterscheidet man die einzelnen Töne durch die Schreibweise. Der Ton C ist auf dem Bandoneon in verschiedenen Tonhöhen und den entsprechenden Oktaven vorhanden (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Ton C auf einem Bandoneon in den verschiedenen Oktaven

Der tiefste ist das C ("große Oktave"), der höchste ist das c3 (oder c''', genannt "dreigestrichene Oktave").

c1 ist dabei sowohl im Bass als Taste vorhanden als auch im Diskant!

Töne können auf den Linien sitzen oder zwischen den Linien. Außerdem kann man Töne erhöhen (#) oder erniedrigen (b), dann werden sie mit dem jeweiligen Zeichen davor dargestellt (genannt Vorzeichen) (siehe Abbildung 3). 

Ein gesetztes Vorzeichen gilt jeweils in einem Takt für alle gleichen Noten, also bis zum nächsten Taktstrich. Soll das Vorzeichen vorher schon nicht mehr gelten, schreibt man ein Auflösezeichen (siehe Abbildung 3 bei dem Ton g).

Abbildung 3: Vorzeichen

Tonleitern

Die Töne, die in dem Notensystem ohne Vorzeichen vorkommen, sind einfach alphabetisch benannt:

a b c d e f g 

und wiederholen sich immer wieder von ganz unten nach ganz oben, wobei sich dann die Oktave ändert.

Aus irgendeinem Grund kam jemand auf die Idee, im Deutschen den Ton b in h umzubenennen. Im Englischen heißt er immer noch b. Deshalb lautet die Tonreihe in Deutschland so:

a h c d e f g

Wenn man mit c anfängt, dann lautet die Tonreihe:

c d e f g a h

Dies entspricht der C-Dur Tonleiter. Eine Tonleiter ist eine Abfolge von Tönen, beginnend mit dem Grundton, der sogenannten Tonika. In C-Dur ist also C die Tonika.

Abbildung 4: Klaviatur

Geht man von einem Ton auf der C-Dur-Tonleiter zum nächsthöheren, so gibt es Schritte, die nur halb so groß sind wie andere. Wenn man ein C spielt und dann ein D, so ist der Unterschied zwischen diesen Tönen doppelt so groß, wie zwischen E und F. Man nennt das Ganztonschritt und Halbtonschritt. Auch zwischen H und C ist nur ein Halbtonschritt.

Auf einer Klaviatur, der Tastatur eines Klaviers, sieht man das an den schwarzen Tasten. Von einer Taste zur benachbarten Taste (ob schwarz oder weiß) ist es immer ein Halbtonschritt (siehe Abbildung 4).

C-Dur nutzt also nur die weißen Tasten einer Klaviertastatur.

Dur- und Moll-Tonleitern

Dur und Moll sind zwei Tongeschlechter, die unterschiedliche Wirkung haben. Dur klingt eher fröhlich, Moll eher traurig.

Eine Tonleiter ergibt sich aus einer bestimmten Abfolge von Ganz- und Halbtönen:

Bei einer Dur-Tonleiter geht man vom Ausgangston in folgenden Schritten (am Beispiel C-Dur, die weißen Tasten auf der Pianotastatur):

C + 1 Ganzton = D
D + 1 Ganzton = E
E + 1 Halbton = F
F + 1 Ganzton = G
G + 1 Ganzton = A
A + 1 Ganzton = H
H + 1 Halbton = C

Beginnt man mit den gleichen Tönen bei A, ergibt sich eine andere Abfolge:

A + 1 Ganzton = H
H + 1 Halbton = C
C + 1 Ganzton = D
D + 1 Ganzton = E
E + 1 Halbton = F
F + 1 Ganzton = G
G + 1 Ganzton = A

Dies ist die Abfolge der A-Moll-Tonart.

Da A-Moll und C-Dur die gleichen Töne verwenden, nennt man sie parallele Tonarten. Parallele Tonarten klingen gut miteinander. Deshalb findet man sehr oft C-Dur und A-Moll gemeinsam in einem Musikstück.

Wendet man jetzt die Tonabfolge einer Dur-Tonleiter auf einen anderen Ausgangston an, ergeben sich andere Töne. Startet man z.B. bei dem Ton G, ergibt sich folgende Tonabfolge:

Abbildung 5: Klaviatur

 

G + 1 Ganzton = A
A + 1 Ganzton = H
H + 1 Halbton = C
C + 1 Ganzton = D
D + 1 Ganzton = E
E + 1 Ganzton = Fis (F#)
F# + 1 Halbton = G

Von E muss man einen Ganzton weitergehen, also zwei Pianotasten. Dann landet man aber nicht mehr auf einer weißen Taste, sondern auf der schwarzen Taste mit der Bezeichnung fis/ges. Fis steht für F#, also den Ton F einen halben Ton höher. Dies entspricht auf dem Piano aber auch Gb (Ges), also dem Ton G einen halben Ton tiefer.

Dass ein und derselbe Ton zwei Bezeichnungen hat, nennt man enharmonische Verwechslung. Bei vielen Instrumenten, besonders den Tasteninstrumenten (also auch dem Bandoneon), klingen die Töne wirklich gleich, da sie die gleiche Taste teilen. Bei anderen Instrumenten, wie z.B. der Violine, kann man die Töne aber etwas unterschiedlich spielen. Dann klingt z.B. das Fis etwas tiefer als das Ges.

Startet man beim Ton E und nutzt die Tonabfolge der Moll-Tonleiter, ergibt sich folgende Tonabfolge:

E + 1 Ganzton = Fis (F#)
F# + 1 Halbton = G
G + 1 Ganzton = A
A + 1 Ganzton = H
H + 1 Halbton = C
C + 1 Ganzton = D
D + 1 Ganzton = E

Wie bei G-Dur gibt es hier den Ton Fis, so dass G-Dur und E-Moll die gleichen Töne in ihren Tonleitern verwenden. Die beiden Tonarten sind deshalb parallele Tonarten.

Abbildung 6: Vorzeichen

 

Ist jetzt ein Lied in G-Dur geschrieben, dann wird immer wieder der Ton Fis anstelle des Tones F verwendet. Um zu vermeiden, dass die Note jedesmal mit einem #-Zeichen versehen werden muss, kann man vorne im Notensystem das #-Zeichen anbringen (oder auch das b-Zeichen bei anderen Tonarten) (siehe Abbildung 6)

Diese Erhöhung gilt also für das ganze Stück. Daran erkennt man auch, dass das Stück in G-Dur oder E-Moll geschrieben ist. Soll an einer Stelle ein F gespielt werden, dann muss man ein Auflösezeichen davor schreiben.

Quintenzirkel

Man kann die Dur- und Molltonleitern von jedem Ton aus nach obigem Schema erstellen und erhält dann jeweils eine bestimmte Menge von Erhöhungen oder Erniedrigungen in der Tonfolge.

Der Quintenzirkel zeigt diese Tonarten mit der Anzahl der jeweiligen Kreuze bzw. B und der jeweiligen parallelen Tonart (siehe Abbildung 7)

Abbildung 7: Quintenzirkel (Von Jpascher - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25711332)

 

Der Quintenzirkel ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, gerade im Zusammenhang mit Akkorden. Dazu aber später mehr.

Wie beispielhaft zu sehen ist, hat die Tonart A-Dur 3 Kreuze, beinhaltet also die Töne Fis, Cis und Gis

A, H, C#, D, E, F#, G#

Die parallele Tonart ist Fis-Moll. Moll-Tonarten werden oft auch mit kleinen Buchstaben geschrieben, während die Dur-Tonarten mit Großbuchstaben geschrieben werden.

Im Quintenzirkel ist auch zu erkennen, dass Fis-Dur und Ges-Dur die gleichen Töne verwenden, die in Fis-Dur jedoch mit 6 Kreuzen geschrieben werden (Fis, Cis, Gis, Dis, Ais und Eis[=F]), während sie in Ges-Dur mit 6 B geschrieben werden (B, Es, As, Des, Ges und Ces[=H]).

Fis-Dur:      Fis,    Gis,   Ais,    H,      Cis,   Dis,   Eis

Ges-Dur:    Ges, As,    B,      Ces, Des, Es,     F

Dabei handelt es sich jeweils um die gleichen Töne, nur in der enharmonischen Verwechslung.

Intervalle

Der Höhenunterschied zwischen zwei Tönen, die gleichzeitig oder nacheinander erklingen, wird als Intervall bezeichnet. Ein Intervall bezieht sich dabei immer auf den Abstand innerhalb einer Tonleiter. Die Höhenunterschiede werden nach lateinischen Zahlen benannt (siehe Abbildung 8).

Abbildung 8: Intervalle in C-Dur

Erklingt zweimal der gleiche Ton, so wird auch dies als Intervall bezeichnet, als sogenannte Prime.

Bei zwei Tönen, die auf einer Tonleiter direkt übereinander liegen, nennt man das Intervall eine Sekunde. Dabei gibt es aber Unterschiede. In obiger Abbildung ist einmal eine Sekunde zwischen dem Ton C und dem Ton D eingezeichnet und in der zweiten Zeile eine Sekunde zwischen dem Ton E und dem Ton F. Betrachtet man die Klaviatur, so sieht man, dass zwischen C und D noch eine Taste liegt, der Abstand also einen Ganzton beträgt, während zwischen E und F der Abstand nur ein Halbton ist.

Man unterscheidet daher zwischen einer großen Sekunde (bei einem Ganzton) und einer kleinen Sekunde (bei einem Halbton). Entsprechendes gilt für die Terz, die Sexte und die Septime.

Bei Prime, Quarte, Quinte und Oktave spricht man von reinen Intervallen. Auch hier gibt es noch weitere Möglichkeiten, die aber erst mal nicht betrachtet werden.

Akkorde

Erklingen mehrere Töne (in der Regel mindestens 3) gleichzeitig, die zusammen auch noch (mehr oder weniger) gut klingen, spricht man von einem Akkord.

Die grundlegenden Akkorde sind die Dur- und Moll-Akkorde. Diese bauen auf den jeweiligen Tonleitern auf, der C-Dur-Akkord also auf der C-Dur-Tonleiter, der A-Moll-Akkord auf der A-Moll-Tonleiter.

Die einfachste Form von Akkorden sind Dreiklänge, also Akkorde, die aus drei Tönen aufgebaut sind. In der Grundform besteht ein Akkord aus Grundton, Terz und Quinte.

Abbildung 9: C-Dur-Akkord

 

Bei C-Dur ist:

C der Grundton
E die Terz
G die Quinte

(siehe Abbildung 9)

Bei A-Moll ist:

A der Grundton
C die Terz
E die Quinte

(siehe Abbildung 10)

Abbildung 10: A-Moll-Akkord

 

Der Unterschied zwischen Dur- und Moll-Akkorden liegt in der Anzahl der Halbtonschritte zwischen Grundton-Terz bzw. Terz-Quinte.

Bei C-Dur liegen zwischen Grundton C und Terz E insgesamt 4 Halbtonschritte:

C -> C# -> D -> D# -> E

= Große Terz

Bei A-Moll liegen zwischen dem Grundton A und der Terz C nur 3 Halbtonschritte:
A -> A# -> H -> C

= Kleine Terz

UND

Bei C-Dur liegen zwischen Terz E und Quinte G insgesamt 3 Halbtonschritte:

E -> F -> F# -> G

= Kleine Terz

Bei A-Moll liegen zwischen Terz C und Quinte E aber 4 Halbtonschritte:

C -> C# -> D -> D# -> E

= Große Terz

Der Unterschied zwischen Dur und Moll betrifft also den mittleren Ton des Dreiklangs, die Terz. Bei Dur ist sie einen halben Ton höher als bei Moll.

Also C-Dur: C-E-G                 C-Moll: C-Es-G

Für das Bandoneon hat das den Effekt, dass die Dur- und Moll-Akkorde mit gleichem Grundton auch irgendwie ähnlich gegriffen werden können, da ja zwei Töne schon mal gleich sind...

Nochmals zurück zum Quintenzirkel:

Der Quintenzirkel ist deshalb ein sehr hilfreiches Werkzeug, da die Akkorde, die zusammen in einem Stück gut klingen, nebeneinander liegen.

Ein Beispiel: Das Weihnachtslied "Ihr Kinderlein kommet" ist in Abbildung 11 abgebildet. Es wird nur eine Notenzeile mit Violinschlüssel angezeigt. Es ist ein 2/4-Takt, dazu später mehr. Das Stück hat keine Vorzeichen, ist also in C-Dur (oder A-Moll).

Abbildung 11: Ihr Kinderlein kommet (http://www.lieder-archiv.de/ihr_kinderlein_kommet-notenblatt_200066.html)

 

Die Großbuchstaben über den Noten geben die Akkorde an, die als Begleitung auf einem Instrument (Bandoneon, Gitarre, Piano, etc.) gespielt werden können.

Es sind dies C-Dur, G-Dur, F-Dur, A-Moll (parallel zu C-Dur), D-Moll (parallel zu F-Dur) und ein G7-Dur-Akkord.

G7 bedeutet, dass es sich um einen G-Dur-Akkord handelt (G-H-D), der um einen weiteren Ton ergänzt wird, nämlich die Septime (zu G):

G  = Prime
A  = Sekunde
H = Terz
C = Quarte
D = Quinte
E = Sexte
F = Septime

Um Septimen ergänzte Akkorde nennt man Septakkorde. Diese haben eine interessante Eigenschaft. Spielt man G7, so merkt man, dass dieser Akkord nicht alleine stehen bleiben kann. Erst wenn man im Anschluss den C-Dur-Akkord spielt, macht das klanglich Sinn. Ein Septakkord will sich zum Grundakkord auflösen, es wird eine Spannung erzeugt.

Betrachtet man nun den Quintenzirkel, so erkennt man, dass alle diese Akkorde um den C-Dur-Akkord angeordnet sind. F-Dur liegt links davon, G-Dur rechts davon.

Notenlängen, Pausen und Takte

Um Musik in Form von Noten festzuhalten, ist es notwendig, die Länge eines Tones zu definieren.

Musik wird durch Taktschläge unterteilt. Je nach Art der Musik wird eine bestimmte Anzahl von Taktschlägen zu einem Takt zusammengefasst. Im Notenbild werden diese Takte durch senkrechte Taktstriche getrennt.

Am weitesten verbreitet sind der 4/4-Takt (Vier-Viertel) und der 3/4-Takt (Drei-Viertel), wie er beim Walzer vorkommt. Bei beiden ist die Grundzähleinheit die Viertel-Note, d.h. die Dauer von einem Taktschlag bis zum nächsten ist eine Viertel-Note.

Das besagt allerdings noch nichts über die eigentliche Dauer der Note aus, die ist davon abhängig, in welchem Tempo die Taktschläge aufeinander folgen. Dieses Tempo wird in Schlägen pro Minute angegeben. Bei einem Tempo von 60 Schlägen pro Minute erfolgt also jede Sekunde ein Taktschlag. Das ist ein recht langsames Tempo. 120 ist schon wesentlich schneller, pro Sekunde 2 Taktschläge. Eine Viertel-Note dauert also bei Tempo 60 doppelt so lange wie bei Tempo 120.

Das Stück in Abbildung 11 ist im 2/4-Takt geschrieben, was an der entsprechenden Bezeichnung nach dem Violin- bzw. Bassschlüssel abzulesen ist. Ein Takt besteht also aus zwei Taktschlägen und ein Taktschlag entspricht einer Viertel-Note.

Genau so wichtig wie die Noten selbst, die Töne repräsentieren, die gespielt werden sollen, sind die Zeiten, in denen kein Ton gespielt wird. Diese nennt man Pausen.

Abbildung 12: Noten- und Pausenwerte

In Abbildung 12 werden Noten und Pausen in unterschiedlichen Spieldauern dargestellt.

Anmerkungen

Die hier vorgestellten Grundlagen stellen nur einen kurzen Einstieg in die Musiktheorie dar.

Wenn man sich aber ernsthaft mit dem Bandoneon und dem Bandoneonspiel beschäftigt, dann ist es sehr hilfreich, ein gewisses Grundverständnis aufzubauen.